Für die Bestandsaufnahme der Nachtfalter nähe Wesendorfer See gingen wir (Wilhelm, Joachim, Denise, Roman) auf Lichtfang und verteilten um 22:00Uhr vier Weinköder für die Nachtfalter, die nicht das UVB Licht aufsuchen. Die Wetterverhältnisse: Windstill, leichtbedeckt und 20°C, waren optimal für eine artenreiche Bestandstandsaufnahme und schon nach wenigen Minuten waren die ersten Nachtfalter zu sehen. Ausser den Hepialidae(Wurzelbohrer) und Psychidae(Sackträger) waren alle Familien mit, zur unserer Überraschung, insgesamt 48 Arten vertreten. 8 Arten davon sind in der Roten Liste eingetragen.
Hier kann man wieder erkennen wie wichtig die Erhaltung und Schutz der Fauna und Flora z.B. in Wesendorf ist. Das Bültenmoor ist ein ganz besonderes, ökologisch wertvolles Gebiet, an dem es auch einige vom Aussterben bedrohte Nachtfalter gibt.
Für den "Weinköder" kann man verschiedene Zutaten wählen, wichtig hierbei ist das Gären des zubereiteten Gemisches. Hefe, Früchte(Fruchtzucker) locken einige Nachtfalterarten an, die nicht auf UVB, oder Licht allgemein anspringen. Angelockte Arten bleiben gewöhnlich länger an den Lockstellen, die man für fotografische Zwecke an Bäumen oder Zäunen anbringen/anschmieren sollte.
Der Buchen-Zahnspinner (Stauropus fagi) war einer der größeren, wenn nicht der massivste Nachtfalter dieses Abends. In Ruhestellung der Flügel sieht es eher nach zwei Nachtfalter aus, denn das untere Flügelpaar steht deutlich von den Vorderflügeln ab. Die Raupen dieser Art sehen besonders merkwürdig aus und ähneln mehr einer Gottesanbeterin als einer Raupe. Der Buchen-Zahnspinner erreicht eine Flügelspannweite von 64mm und gehört nicht zu den gefährdeten Nachtfalterarten. Diese Art gibt es sogar in Japan.
Glück hatten wir, diesen in Niedersachen vom Aussterben bedrohten Nachtfalter an unserer Lichtfangmethode zu erblicken. Häufiger kommt er am Mittelmeer vor und wird nördlich der Alpen immer seltener. Die Raupen fressen nur getrocknetes Pflanzenmaterial und die Art kann sich vermutlich nur deswegen schlecht in Norddeutschland vermehren.
Den Kamel-Zahnspinner gibt es recht häufig, jedoch sieht man ihn wegen seiner ausgezeichneten Tarnung nur selten. Den Namen hat er wegen seines kamelartig aussehendem "Rücken" bekommen, dessen Haarbüschel an Höcker von Kamelen erinnert.
Einer der schönsten Nachtfalterarten des Abends. Der Weiße Zahnspinner hat ein weites Verbreitungsgebiet in Eurasien, ist aber in Niedersachsen auf der Vorwarnstufe der Roten Liste eingetragen. Er ist durch seine Zeichnung leicht zu Bestimmen und unverwechselbar, nur in Sibirien gibt es ausschließlich komplett weiße Exemplare.
Die Grasglucke ist ein sehr massiger Nachtfalter und wird auch die Trinkerin genannt, da die Raupen gelegentlich Wassertropfen trinken, was nicht Normal für Raupen ist. Die meisten Raupen der Tag,- und Nachtfalter decken ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich von ihrer Nahrung, den Pflanzen/Blättern. Doch das ist nicht die Einzige aussergewöhnliche Eigenschaft der Raupen. Sie ernähren sich von Süßgras wie z.B. Schilfrohr und verpuppen sich Kopfüber an einem Schilfblatt, an dem sie sich vorher "befestigt" haben.
Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 65mm und fliegen von Ende Juni bis Mitte August.
Oben, eine ausgewachsene Raupe der Grasglucke (ca 8cm)
Der mit einer Flügelspannweite von bis zu 96mm große Kiefernschwärmer, war der einzige Sphingidae (Schwärmer) den wir mit der Lichtfangmethode anlocken konnten. Er flog sehr schnell mit einen großem "Wendekreis" um das Licht herrum. Diese Art kann bis zu 60 km/h schnell fliegen und wie alle Schwärmer auch in der Luft "stehenbleiben" ähnlich einem Trumfalke auf Beutesuche im Rüttelflüg oder einem Kolibri bei der Nahrungsaufnahme. Die grünbraune Raupe ernährt sich, wie er Name vermuten lässt, ausschließlich von verschiedenen Kieferarten und erreicht eine Körperlänge von 80mm.
Der Kiefernschwärmer ist in Deutschland nicht gefährdet und kommt z.B. auch in Sibirien vor.
Diese schöne Nachtfalterart der Bärenfamilien(Arctiidae), war auch diesmal bei uns zu Besuch. Ein anderer Name für diese Art ist die Gelbe Tigermotte.
Das Grüne Blatt erinnert eher an einen Tagfalter, ist aber ein mittelgroßer Nachtfalter. Hauptnahrungsquelle der Raupen sind Birkenblätter. Zwei Exemplare wurden von unserer künstlichen Lichtquelle angelockt.
Der Spiegelfleck-Dickkopffalter ist ein echter Moorfalter und gehört zu den Tagfaltern. Ihren hüpfend aussehenden Flug kann man nur bis ende Juli verfolgen, da sie nur eine Generation pro Jahr fliegen.
Das Rosen- Flechtenbärchen ist ein sehr schöner Nachtfalter. Die Raupen ernähren sich von Flechten, den Falter kann man auch Tagsüber bei der Nahrungsaufnahme an Blüten beobachten. Auf dem Foto kann man ein intensiv gefärbtes Exemplar sehen. Viele Rosen-Flechtenbärchen sind weniger stark gefärbt und Kontrastärmer.
Das Silberstricheulchen lebt an sumpfigen Wiesen und ist durch seine Zeichnung leicht zu erkennen. Die Schuppen der Flügel schimmern metallisch.
Oben und links unten sieht man das Männchen des Weißstrin-Weißspanners, was man leicht vom Weibchen links unten anhand der Fühler unterscheiden kann. Die Raupen ernähren sich von verschiedenen Laubbaumarten und sind häufig anzutreffen, sowie weit verbreitet.
Der Birkenspanner ist trotz seiner Flügelspannweite von 55mm sehr gut getarnt, besonders an Birken. Die Raupen ernähren sich von sehr vielen verschiedenen Laubbaumarten. Es gibt auch eine komplett schwarze Farbvariante des Birkenspanners.
Diese Nachtfalter (oben und unten) kamen an den Weinköder und war nicht an der Lichtquelle zu beobachten.
Unten, die Nahaufnahme eines Nachtfalters.
Folgende Arten konnten wir noch am 22.07.2015 Entdecken die ich bisher nicht vorgestellt habe: